Natürlich waren die zwei Namen Bruce und Balliol
die wichtigsten, was aber oft vergessen wird, ist dass es
insgesamt 15 Ansprüche auf den Schottischen Thron
gab. Die Hastings zum Beispiel stammten von der dritten
Tochter Davids I ab, Ada, sie vertraten, dass das Königreich
in drei Teile geteilt werden sollte. Andere gründteten
ihre Ansprüche auf Abstammung von David des I Schwester.
König Donald Ban oder andere Varianten von Abstammungen:
Je eine von Alexander II, fünf von dem triebhaften
William "der Löwe" und sogar der Vater der
"Magd von Norwegen", Erik II kam mit ins Spiel,
eine bizzare Vorstellung von rückwärts gerichteter
Erbschaft. Je komplizierter die ganze Geschichte, desto
besser für Longshanks. Er hatte nun 15 potentielle
Könige zur Auswahl, und viel Zeit, die er den Gerichten
zum Fällen einer Entscheidung lassen konnte.
Nach einer langen Abklärungsphase, die auch Rücksprache
mit bedeutenden Europäischen Universitäten beinhaltete,
entschied das Gericht am 6. November 1292. Um noch mehr Gewicht zu erhalten, wartete Longshanks mit der Bekanntgabe
weitere 11 Tage, bevor in der Halle des Berwick-Schlosses
John Balliol als sein Verbündeter und als König
von Schottland ausgerufen wurde. Dies war nicht überraschend,
hatte er doch schon zwei Jahre zuvor eine genau solche Empfehlung
durch Bischof Fraser per Brief erhalten.
Am Andreastag 1292 wurde König John auf dem Stein
von Scone (Stein der Bestimmung) gekrönt, der letzte
König, der dieses Vorrecht in seinem Heimatland hatte.
Im nächsten Monat würdigte dieser Edward I von
Longshanks in Newcastle, Teil der engl. königlichen
Weihnachtsfeier.
Hier beginnt nun das eigentliche Spiel. König John
Balliol von Schottland konnte nie den Frieden errichten
wie er dachte. Mit Ambitionen Longshanks im Rücken
und fehlender Loyalität der Mitbewerber konnte er
sich als König nie etablieren. Longshanks
nutzte die schwierige Situation vollumfänglich aus
und
verlangte Klagen Schottischer Untertanen an
Englischen Gerichten zu hören. Als John sich verständlicherweise
dagegenstellte, wurde er von seinem "Herrscher"
Lonshanks bedroht, mit der Gefahr drei der wichtigsten Schlösser
und Städte zu verlieren und vor Gericht angeklagt zu
werden.
Longshanks stiftete auch Erik II and, die Westlichen
Inseln wieder zu beanspruchen, da die Schotten die Bezahlung
der vereinbarten 100 Mark an den Norwegischen König
nicht eingehalten hatten. Ein Entscheid, der ihnen ebenfalls
von Longshanks als Bedingung aufgezwungen wurde. Wenn man
das gar nicht vaterländische Verhalten der anderen
Familien mit berücksichtigt, stand König John auf
verlorenem Posten. Er regierte ein Land,
das ihn nicht wollte, und wurde von Longshanks nicht so
unterstützt, wie er es sich
vorgestellt hatte. Longhanks hatte, was er wollte: Ein geteiltes
Schottland wo beide Seiten sein Hilfe wollten. Er war tatsächlich
"Herrscher" von Schottland, ohne dass er zum Schwert
greifen musste.
Der letzte Tropfen war, als Longshanks darauf bestand,
dass ihn John militärisch gegen den König Frankreichs,
Philip IV unterstützen sollte. Balliol hatte genug.
Er tat das Gegenteil und ging im Oktober 1295 einen Vertrag
mit Philip IV ein und sammelte sein Heer bei Selkrik im
folgenden März. Wenn Longshank weiter etwas von ihm
wollte, musste er dafür kämpfen. Darauf hatte
Longshanks natürlich gewartet. Er nutzte seine Herrscherposition
aus, und drängte Schottlands König dann in eine
Ecke, in welcher er sicher war, dass er ihn schlagen konnte.
Er wollte schon lange einen Kampf mit Schottland, nun hatte
er ihn, aber wie schon oft zuvor, war die ganze Situation
eher vorteilhaft für Longshanks, und nicht für
König John. Während dem Bedrängen von Balliol
konnte er sich die Unterstützung der anderen Familien
durch Entscheide zu ihren Gunsten sichern.
Die schlecht ausgerüstete und unterstützte
Armee König John Balliols war kein Gegenüber für
Longshanks kampferprobten Berufssoldaten. Ende März
hatte Longshanks Berwick gestürmt und die Bewohner
getötet.
Viele der grossen Schlösser unterwarfen sich seinem
Ruf und innerhalb eines Monats, am 27. April schlug der
Earl von Surrey und die Schottischen Alliierten König
Johns Armee bei Dunbar. Schloss Edinburg fiel, John ergab
sich am 11. Juli.
In einer demütigenden Zeremonie wurden ihm die königlichen
Insignien, Zepter, Krone, Schwert und Ring abgenommen. Longshanks
zog nach Norden bis nach Elgin, um seine Herrschaft bis
deutlich zu machen. Auf diese Gelegenheit hatte
er schon lange gewartet. Endlich war die Überwindung
Schottlands in Reichweite. John Balliol wurde in den Tower
nach London gebracht, und 1299 schliesslich freigelassen,
um den Rest des Lebens im französischen Exil zu verbringen,
wo er blind und vergessen im Jahr 1313 verstarb - genau
in dem Jahr, in welchem der neue König Schottlands,
Robert Bruce die Engländer bei Bannockburn schlug.
Den späteren Generationen ist John Balliol als "Toom
Tabard" oder "Tyne Tabard" (leerer Kittel)
bekannt, ein böser Spottname, der aufzeigt, dass seine
Persönlichkeit und seine Herrschaft unbeeindruckend
waren. Dieses Urteil ist hart, da er zwischen die Räder
kam. Auf der einen Seite der ambitiöse, skrupellose
Soldat und König Longshanks, auf der anderen mächtige,
unloyale Untergebene - Hoffnungslos von Anfang an.
König Edward I (Longshanks) von England hatte nun
Schottland im Griff. Nur ein paar Jahre zuvor hatte er Wales
auf sehr änliche Art bezwungen. In nur 6 Jahren war
Wales zu einem Teil Englands, unter seiner Herrschaft geworden.
Dasselbe mit Schottland zu tun schien nur noch eine Formsache
zu sein.
Longshanks selber verliess Schottland um die Sache seinen
Beamten zu überlassen. Die Situation mit Frankreich
wurde wichtiger, da sich dort einiges zu seinen Ungunsten
entwickelte, so war er in Schottland nicht mehr länger
notwendig. Seine Verachtung für die Schotten und ihr
"jämmerliches Land" kommt in einer Nebenbemerkung
zu seinen Soldaten deutlich zum Audruck: "Bon besoigne fait, qui de merde se delivre"
- "Wer sich von Scheisse trennt, tut gut daran".
Schottland wurde mit minmalem Verlust für England
"befriedet". Vor dem nahenden Winter
wurde das Heer grösstenteils nach Süden verlegt
und demobilisiert. Es blieben nur kleine Truppen ausgewählter
Männer in den Schlössern Schottlands zurück. Longshanks
gratulierte sich selbst zu dieser guten Arbeit. Dies war
aber nur von kurzer Dauer.
Nördlich der Grenze, in Schottland, erhob der Schotte
William Wallace - Hammer der Engländer - sein Haupt
nach seinem Familienmotto: "Pro libertate" - "FÜR
DIE FREIHEIT".