Die Schlacht bei der Stirling-Brücke, die Zerstörung
Yorks und die Schlacht von Falkirk, Williams Hinrichtung,
geschahen alle in einer Zeitspanne von 8 Jahren. Wir wissen,
dass er 1305 gefangen und hingerichtet wurde, mit 33
Jahren.
Der Sieg bei der Stirling-Brücke war 1297, von dort
griff er England an, und überrante viele Städte
und befestigte Schlösser. 1298 war seine Niederlage
und sein Verrat bei Falkirk, aber erst 1305 wurde er gefangen.
Hier haben wir zwei dunkle Flecken, die wir erhellen müssen.
Die 7 Jahre zwischen dem Verrat und seiner Hinrichtung,
die wir in den letzen Seiten aufklären, und die Zeit
vom Zwischenfall bei Irvine und seinem Aufstieg zur Macht
und dem Kampf bei der Stirling-Bücke, wo er ca. 25
Jahre alt gewesen sein muss. Was geschah also, oder anders
gesagt, was tat William Wallace während dieser Zeitspanne
von 5 Jahren vor der Schlacht bei der Stirling-Brücke?
Ich habe diesen Teil "Robin Hood?" genannt.
Der Grund ist, dass ich einige Vergleiche zwischen Schottlands
Nationalhelden und der vagen Figur aus der englischen Folklore,
der als englischer Gesetzloser porträtiert wird, anstellen möchte.
Nach seiner Flucht von seinem Onkel in die Wälder,
verbrachte er die nächsten 5 Jahre damit, Rache für
seine Familie auszuüben. Man muss sich erinnern, dass
es im 13. Jahrhundert normal war, das Gesetz in die eigene
Hand zu nehmen, und Rache zu üben. Auch für leichte
Verbrechen, wie zum Beispiel der Diebstahl einer Kuh, wurden
Täter einfach mit der Strafe bestraft, die das Opfer
als die Passende erachtete.
Wenn die Geschichte von Robin Hood bekannt ist, wird
die "Parallele" die ich ziehen möchte auch
klar. Was die Engländer betraf, war William ein toter
Mann, sobald er sein Gesicht sehen liess. Er hatte also
nichts zu verlieren. Hätte er sich ergeben, wäre
ihm der Tod durch Schwert oder Galgen sicher gewesen. Mein
Eindruck ist, dass er sich selbst schon als "tot"
deklariert hatte, was auch in der weiteren Zukunft eines
der Hauptprobleme wurde, sich gegen einen solchen Guerillia-Krieg
zu wehren, und diesen zu einer tödlichen Waffe machte.
Es ist möglich, dass William Wallace die Einstellung
hatte "wenn ich schon sterbe, dann auch möglichst
viele Engländer mit mir".
Aus seinem Versteck in den Wäldern konnte dauernd
alles was die englischen Insignien trug, aus Hinterhalten
angreifen, und zwar mit einem ziemlich brutalen und gnadenlosen Zorn.
Natürlich tat er dies nicht allein. Er hatte sich schon
früher um Unterstützung und Hilfe durch seinen
Verwandten Wallace von Auchencruive bemüht, und fand
im Leglan-Wald, an den Ufern des Flusses Ayr ein Versteck,
welches er am meisten bevorzugte. Viele Jahre später wurde
dieser Wald oft von dem Barden Robert Burns besucht, der
jeden Sonntag Nachmittag hinging, um seinem schottischen
Landsmann Ehre zu erweisen, den er schon immer sehr bewundert
hatte.
Das Bild von William und seinen Begleitern, die wild
durch die Wälder des südlichen Schttland zogen,
und alles englische angriffen, machte ihn zu einer Mischung
von einem Racheengel und einem Serienmörder. Die
Engländer, zu der Zeit schon mehr als gehasst, wurden
von ihm praktisch wahllos und ohne Provokation angegegriffen.
Und dies von vielen Orten im südlichen Schottland aus.
Beim eigenen Volk war er der grosse Krieger, bei den englischen
Truppen der gefürchtete Feine. Niemand wusste wo oder
wann er als nächstes zuschlagen würde. Berichte
über diesen riesigen Mann, der sehr geschickt im Umgang
mit Schwert, Dolch und Pfeil und Bogen war, verbreiteten
sich äusserst rasch.
Während einer dreijährigen Zeit von Hinterhalten
und dem Suchen von lokaler Unterstützung für seinen
Kampf, konnte William sehr leicht Informationen über
seine Feinde, und ihre Schlachtstrategien sammeln. Natürlich
auch über ihre Taktiken gegen seinen "Guerilla-Krieg",
was zuvor etwas unbekanntes war. Bis zu William Wallace
hatte niemand je einen Feind auf diese Art angegriffen -
er hatte also ein Talent neue Wege zu finden um wesentlich
grössere Streitmächte zu besiegen.
Kämpfen und sich in den grossen Wäldern von
Selkirk verbergen war etwas, was man sich nur zu gut vorstellen
kann. Es ist auch keine abwegige Idee, dass er sich leicht
verkleidet auf geschäftigen Märkten bewegte, vielleicht
humpelnd und stinkend, und sich so um Unterstützung
anderer bemühte. Er hatte es schon in der Vergangenheit
mit jüngerem Alter getan.
Ein Bericht erzählt, dass er einer Herausforderung
eines englischen Flegels nicht widerstehen konnte, der den
Ruf eines Gewichthebers hatte. Für vier Pence liess
er sich von von jedem mit einem rohen Pfahl auf den Rücken
schlagen, den er mit sich herumtrug. William bot dem Mann
die dreifache Summe dafür, und schlug diesen so stark,
dass er den Rücken brach. Andere Soldaten versuchten
ihn zu überwinden, aber er schlug dem einen mit einem
Knüppel den Schädel ein, brach dem Andern das
Genick, dann zog er sein Schwert, schlug einen Dritten nieder,
und durchstiess einem vierten die Rüstung. Mit dem
Flegel zusammen hatte er fünf Mann getötet, bevor
er sich auf ein Pferd schwang und in sein Versteck im Leglen-Wald
flüchtete.